Am 16. um fünf Uhr Früh weckten mich meine Reisegefährten. Wir entschieden, dass es eine fantastische Reise gewesen war, dann entfernten sich die beiden Richtung Dschungel und ich schlief noch eine Runde.
Ich hatte einen Tag mehr, als ich brauchte, um nach Arica zu kommen, und hatte mich deshalb dafür entschieden, mir den Parinacota von der chilenischen Seite anzuschauen. Dazu musste ich jemanden
finden, der mich über die nahe Grenze kutschierte, ein Ding der Unmöglichkeit, wie es im Internet hieß: Alle hätten hier Angst vor Schmugglern. Aber das Internet weiß eben auch nicht alles. Ich
ließ mich per Taxi zum ersten bolivianischen Checkpoint führen und fragte beim ersten in der Schlange wartenden LKW-Fahrer an, welcher sofort bereit war, mich mitzunehmen. Am chilenischen
Checkpoint in Chungará wurde ich misstrauisch beäugt, aber da der Drogenspürhund nichts an mir auszusetzen hatte, durfte ich einreisen und tat dies zu Fuß: Der Chungará-See bietet eine herrliche
Kulisse für den Parinacota. Nachdem ich fertig war mit dem Fotografieren, einige Kilometer zurückgelegt und etwas gegessen hatte, stellte ich mich an den Straßenrand, wo fünf Minuten später ein
Bus vorbeikam, der mich zu meiner gewünschten Wegkreuzung brachte. Ich marschierte fünf Kilometer durchs Nirgendwo, traf dort ein paar Hasenmäuse (Wer eine große Chinchilla-Art „Hasenmaus“ nennt,
muss einen gewaltigen Dachschaden haben) und stand schließlich in einem winzigen, größtenteils ausgestorbenen Dörfchen namens Parinacota: Einige Steinhütten mit Wellblech und Heu oben drauf,
Sand, Steine, eine uralte Kirche, am Dorfplatz vier Geländewagen und eine zerrissene Chile-Fahne. Das Ganze 4.400 Meter über dem Meeresspiegel.
Dann hatte ich schon wieder Glück: Eines der wenigen intakten Gebäude des Dorfes war ein Hostel! Don Leo hieß mich willkommen, ich war der erste Gast seit zehn Tagen. Im Hostel war es klirrend
kalt und totenstill, Don Leo schlief irgendwo anders. Bevor er noch einmal kurz vorbeischaute, um mich mit Lamafleisch, Quinoa, Fladenbrot und Koka-Tee zu bewirten, erklomm ich den Hügel über dem
Dorf, um den Parinacota im Abendrot zu bewundern. Ich war spät dran und musste rennen, schließlich wurde ich auch noch von einer großen Alpaca-Herde aufgehalten, die gemächlich vorüberzog. Ich
kam rechtzeitig oben an, um zu beobachten, wie der nächtliche Schatten über die glühenden Flanken des Parinacota kroch. Auf Nimmerwiedersehen, eiskalte Schönheit.
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