Der Hase spritzt, weils schneller geht
und er vom Malen nichts versteht
und weil er keine Palmen kann
sein Haus aus der Kanone an.
(Mira Lobe)
Liebe Leute, ich entschuldige mich im Voraus für den nun folgenden Aufsatz. Ich habe das Bedürfnis, mich an dieser Stelle einmal so richtig anzuspeiben. Auszuspeiben, wenn man so will. Neben meinem Schreibtisch steht ein großer Kübel (Den brauch ich, wenn ich im Internet lese, dass in Amerika schon wieder irgend so ein Bush aus seinem Loch gekrochen ist), aber manchmal reicht der eben nicht.
Wenn ihr letztens in der Rainer-Ausstellung wart und sie euch gefallen hat, dann lest jetzt bitte nicht weiter. Denn der Text, den ich hier zu Papier bringe, ist ziemlich ignorant, einigermaßen überheblich und extrem kulturlos.
Dass ich ein Kunstbanause bin, erfuhr ich erstmals in der zweiten Klasse Hauptschule. Ich hatte damals im ganzen Zeugnis lauter Einser, nur in Zeichnen (!) einen Zweier. Der Zweier rührte daher, dass ich mich das ganze Semester lang abfällig über moderne Kunst geäußert hatte. Bei einer Exkursion in eine Max-Weiler-Ausstellung scharte ich Verbündete um mich. Was bei Bildern, die kleine gelbe Dreiecke darstellten, keine besondere Herausforderung war. Wir zerrissen uns den Mund nach Leibeskräften und eine Woche später starb der Künstler. Zufällig, natürlich.
Zwei Jahre später wurde ich im Rahmen einer Wienwoche ins MUMOK geschleift. Da baumelten Steinnachahmungen von der Decke und lagen Vibratoren in Vitrinen. Am Boden türmten sich Metallabfälle, und in einer Ecke stand ein zerborstenes Klavier. Das Kurioseste waren die Aufseher, die den ganzen Unfug bewachen mussten. DA WAR DOCH EH SCHON ALLES KAPUTT! Na gut, sagte meine Lehrerin, das ist jetzt deine Meinung.
Meine Meinung festigte sich, als ich unlängst an einer Führung durch die Wiener UNO-City teilnahm. Allerlei Buntes hing da an den Wänden, sehr farbenfroh. Meine Cousine hat früher auch so gemalt, inzwischen ist sie sechs Jahre alt. Dann der Höhepunkt des Ganzen, ein Nitsch. Schweineblut in der UNO-City. Beim UNO-Nitsch handelt es sich zwar um den einzigen ohne echtes Blut (Das ist so wegen der Muslime und anderer Leute, die kein echtes Schweineblut an den Wänden mögen und daher von falschem Schweineblut an den Wänden naturgemäß hingerissen sind), aber trotzdem find ich das ziemlich heftig.
Da pantscht irgend so ein Irrer mit Schweineblut herum und wird nicht nur nicht in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Anstalt eingeliefert, nein, dem Schweineblut wird sogar noch ein Museum gewidmet. Immerhin, der ganze Mist befindet sich in Mistelbach, womit die Gefahr, dass sich zivilisierte Menschen da hinverirren, schon einmal deutlich verringert ist. Der Nitsch ist echt angeschüttet.
So ein Blut-Nitsch kostet übrigens bis zu 100.000 Euro. Teuer muss er sein, denn wenn er billig ist, ist er keine Kunst. Die Stadt Baden gibt jedes Jahr 30.000 Euro aus, um den Bahnhofspark künstlerisch zu veredeln. Diesmal waren ein lila Plexiglashäuschen, drei türkis beleuchtete Schistecken, ein kaputtes Auto und eine Metallschlaufe zu bewundern. So eine Metallschlaufe kostet mit Sicherheit ein paar tausend Euro, und das Bild von der Frau mit dem dummen Gesicht, das im Bahnhof aufgehängt war, war bestimmt auch tausend Euro „wert“. Ich würde zehn Euro bezahlen, wenn ich die Alte als Zielscheibe für meine Dartpfeile benützen dürfte.
Das Publikum war, soweit ich das beurteilen konnte, hellauf begeistert. Einige Jugendliche spielten zwischen dem Autowrack und dem Plexiglashäuschen Fußball und ein älterer Herr, der mir entgegenging, ließ seinen Blick bald nach links, bald nach rechts schweifen. Er musterte die Schistecken, ein Plastikrohr, und knurrte, als er bei mir angelangt war: „Des is ois so zum Scheißen.“
Ach, übrigens: Der Direktorin des Kunstmuseums des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Katja Schneider, wurde vor ein paar Jahren ein Bild vorgelegt, welches sie als ein Werk des deutschen Künstlers Ernst Wilhelm Nay zu erkennen glaubte. Tatsächlich handelte es sich um ein Bild, das ein Schimpanse gemalt hatte. Sag ich doch.
Warum ich diesen Text geschrieben habe? Vielleicht, weil ich ganz tief im Inneren hoffe, dass ich nicht alleine bin. Dass es außer mir noch jemanden gibt auf dieser Welt, der sich auszusprechen traut, dass es sich beim „Feldhasen“ von Albrecht Dürer um anspruchsvollere Kunst handelt als bei einem Nitsch’schen Blutbad. Vielleicht, weil ich einmal ganz laut in die Welt schreien möchte, dass Kunstkenner, die mit einem Sektglas in der Hand und einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen Arnulf Rainers Übermalungen (in meinen Augen: Sachbeschädigungen) diskutieren, das Widerlichste sind, was es gibt. Wer stundenlang über ein paar schiefe Buntstiftstriche palavern kann, der ist erfahrungsgemäß meist auch Esoteriker, sprich, hat nicht alle Tassen im Schrank. Über Esoteriker speib ich dann das nächste Mal.
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Kommentar von S. aus Linz:
XD Da bist du nicht alleine. Verstehe nicht, weshalb 1% der Bruttobaukosten öffentlicher Bauwerke für Kunstwerke ausgegeben werden sollen. Diese sprechen ja oft nur eine sehr kleine, elitäre, kunstgebildete- und begeisterte Gruppe an. Der Rest ärgert sich. Wenn lokale Künstler gefördert werden, ist das ja was Gutes, es sollte sich halt für mehr Menschen was bringen. Weniger plumpe und etwas cleverere oder ästhetischere Kunstwerke wären schon mal ein Anfang. Fein wäre es auch, wenn man Kunstprojekte mit Sozialprojekten verbinden würde. Dann hätte auch die bildungsfernste Schicht was davon, die ohnehin kaum in den Genuss von Kultur in Form von Theater, Museum, oder eben Kunst kommt... Eine Kiste voll Spraydosen kaufen und die lokale Jugend damit beauftragen, Dürer, Van Gogh und Da Vinci auf die Unterführungen und andere kahle Betonwände zu sprayen, das wär eine Idee... Käme wohl verhältnismäßig billig... ;) Oder erinnerst du dich an die "Arche Noah" bei Asten? Die haben Ex-Knackis mit Alkoholproblem gebaut und die war doch ziemlich toll! Die stellen auch Kunstwerke aus Treibholz her und verkaufen sie dann...