Von Schienen und Vulkanen

Das zentralecuadorianische Alausí ist als Ort relativ uninteressant, aber es gab hier etwas, was mich sehr interessierte, und zwar einen Bahnhof. Von diesem Bahnhof aus kann man mit einem Ausflugszug zur Nariz del Diablo fahren. Bei der Teufelsnase, wie sie auf Deutsch heißt, handelt es sich um das interessanteste Stück des Ferrocarril Transandino, einer Eisenbahn, die die zwei größten ecuadorianischen Städte – Guayaquil und Quito – miteinander verbindet.


Die Eisenbahnbauer hatten hier die undankbare Aufgabe, den Zug auf engstem Raum aus einer ins Nichts führenden Steilwand ins darunterliegende Flusstal zu führen. Die Lösung ist so einfach wie genial: Der Zug durchfährt zwei Spitzkehren, quasi Serpentinen für die Eisenbahn! Zwischen den Spitzkehren fährt der Zug einen Kilometer lang rückwärts, danach stimmt die Richtung wieder.


In der Früh spazierten wir zum Bahnhof, wo gerade ein Zug abgefertigt wurde, in dem wir die letzten beiden Sitzplätze ergattern konnten. Der Blick ins Tal war recht faszinierend, denn das Gleis war unter uns noch zweimal vorhanden! Wir passierten den steilen Abschnitt also dreimal hintereinander, jedes Mal in einem anderen Stockwerk. Während sich der Rest der Touristenmeute am Wendebahnhof an den Darbietungen einer Tanzgruppe ergötzte, erklommen wir die Stufen zum Eisenbahnmuseum. Zurück in Alausí vernichteten wir etliche Schokobananen: Dabei werden ganze Bananen mit Schokolade überzogen und tiefgefroren. Schmeckt lecker!


Der nächste Tag war für mich ein Fototag: Mithilfe einer schlechten Karte gelang es mir, den Ort zu erraten, an dem ich aus dem Bus steigen musste, wenn ich zu dem Felsen gelangen wollte, der der Teufelsnase gegenüberlag. Nach einer mittellangen Busfahrt und einem mittellangen Fußmarsch erreichte ich die gewünschte Stelle, und siehe da: Für Eisenbahnliebhaber wie mich hatte man einen Pfad angelegt, der zu einer Aussichtsplattform führte. Oben auf der Klippe stand ein kleines Gasthaus, sie freuten sich über den frühen Gast.


Es war toll, den Zügen zuzuschauen, wie sie durch die Teufelsnase navigierten, und mit den Bildern bin ichs auch zufrieden. Am Nachmittag kletterte ich für einige weitere Fotos in dem kleinen Flusstal unterhalb von Alausí herum, dann begaben wir uns zwecks Akklimatisierung für die weiteren Vorhaben über Riobamba weiter zum Quilotoa!


Der Quilotoa ist ein 3.914 Meter hoher Vulkan mit einem großen Kratersee. Die Absteige, die wir neben dem Kraterrand fanden, war die erbärmlichste, in der wir seit langem geschlafen hatten, aber das Panorama war sensationell. Wir paddelten fröhlich im Kratersee herum, und während Zoryana am nächsten Tag wieder einmal länger im Traumland verweilte, umrundete ich den See auf spitzen Felskämmen in Rekordzeit. Mit dabei waren drei Hunde, ich weiß nicht, was sie von dem Ausflug erwarteten… Sie rannten immer ein Stück vor und kamen dann zurück, um nachzuschauen, wo der Zweibeiner schon wieder geblieben war. Am Nachmittag fuhren wir zurück nach Riobamba.
 

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