Ihr entschuldigt, wenn die Schilderungen ein wenig an Genauigkeit verlieren… Seit dem Ende der Reise sind beinahe zwei Jahre vergangen, ich bin kein besonders effizienter Schriftsteller!
Als wir am 30. November 2015 frühmorgens aus dem Bus krabbelten, waren wir in Cuenca. Eine herrliche Kolonialstadt, neben Cusco und Cartagena die schönste auf unserer Reise. In einem Altbau wurde
uns eine pipifeine, sehr erschwingliche Suite zugewiesen, und dann besichtigten wir diese sehenswerte Stadt zu Fuß und mit dem Doppelstockbus. Wir waren die einzigen Fahrgäste! Das Oberdeck des
Busses war nicht überdacht, die sportliche Herausforderung bestand darin, dass wir uns alle paar Sekunden bücken mussten, weil wir uns sonst in einer der tiefhängenden Stromleitungen
wiedergefunden hätten. Kein Jump-and-Run-Spiel, sondern ein Bend-down-or-lose-your-Head-Spiel!
Ecuador ist ein außerordentlich religiöses Pflaster, bei der Einwohnerschaft von Cuenca handelt es sich um den größten Don-Bosco-Fanklub der Welt. Meine Schwester, die hier ein Jahr als
Freiwillige verbracht hat, kann ein Lied davon singen… Wir spazierten einmal um den Schulkomplex, in dem sie ausgeholfen hatte, und bewunderten die Don-Bosco-Bilder, die sie mit den Kindern an
die Wände gemalt hatte.
Sehr beeindruckend war das Pumapungo-Museum mit seinen Schrumpfköpfen! Wenn du einen Schrumpfkopf haben willst, musst du einen Feind töten, ihm den Kopf abschneiden, die Kopfhaut ablösen und sie
mit heißem Wasser und Sand aufwendig schrumpfen und präparieren. Der Mund wird zugenäht, die Halsöffnung kriegt einen Lianenring, dann ist der Schlüsselanhänger fertig! Durch das Schrumpfen steht
dir außerdem der Geist des getöteten Feindes zur Verfügung, und seine Seele wird von einem Rachefeldzug abgehalten! So ein Schrumpfkopf hat nur Vorteile.
Am Abend gingen wir Meerschwein essen! Meerschweine gelten in Peru und Ecuador als Spezialität, eine Tradition, die von meiner Schwester nicht hochgehalten werden konnte, weil sie Vegetarierin
ist. Wir wetzten die Scharte aus, indem wir in einem gehobenen Restaurant zwei Meerschweinchen bestellten. Um uns die Wartezeit etwas zu verkürzen, lud man uns in die Küche ein, wo sich die
cuys am Spieß über dem Feuer drehten: Ohren, Krallen und Nagezähne waren noch dran, die Pfoten hatten sie von sich gestreckt. Bevor uns das schlechte Gewissen überkommen konnte, machten
wir uns daran, diese Schweinerei zu vertilgen. Zoryana schmeckte es, aber mein Meerschwein war umsonst gestorben: Den Eigengeschmack des fettigen Fleisches fand ich widerlich, und zu allem
Überfluss hatte man das arme Tier in Knoblauch getränkt. Was für ein sinnloser Tod!
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