Nazca

Nächster Halt: Nazca! Dort, wo uns der Bus ausspuckte, fanden wir ein nettes Hotel. Nazca hat etwas mehr als 20.000 Einwohner und liegt in der Wüste. Was es hier zu sehen gibt? Die Nazca-Linien natürlich! Vor annähernd 3.000 Jahren hatten irgendwelche Freaks nichts Besseres zu tun, als riesige Bilder von Tieren und Menschen, großflächige Trapeze und bis zu 20 Kilometer lange schnurgerade Linien in den steinigen Wüstenboden zu ritzen.


Da sich die Forscher bis heute nicht ganz einig sind, wozu die Bilder (Die von ihren Zeichnern niemals bewundert wurden, weil man sie nur vom Flugzeug aus sehen kann) gemalt wurden, beschlossen wir, der Wissenschaft ein wenig unter die Arme zu greifen, und begaben uns per Taxi zum Flughafen. Dort verhandelten wir mit jedem einzelnen Flugzeugbesitzer, stellten fest, dass sich die Damen und Herren untereinander abgesprochen hatten und entschieden uns schließlich für einen Anbieter, der uns versicherte, keine weiteren Passagiere mitzunehmen und sofort abzuheben.


Wenig später kletterten wir in einen viersitzigen, geflügelten Eierkarton. Links vorne der Pilot, rechts vorne der Guide, links hinten ich, rechts hinten Zoryana. Die Maschine tuckerte ein bisschen über den Asphalt, dann schwebten wir der Wüstensonne entgegen.


„Look“, brüllte der Guide wenig später über den Motorenlärm und knallte mir seine Pranke auf die Schulter. „There is se mon-ky!“ Nach dieser Erläuterung kippte das Flugzeug nach rechts, beschrieb einen engen Kreis, damit Zoryana das Kunstwerk betrachten konnte, danach sackte es auf die andere Seite und flog für mich einen weiteren Kreis. Unter mir drehte sich der Affe, und jedes Mal, wenn sich das Flugzeug in die Kurve legte, hob es mir den Magen aus. Kolibri, Spinne, Außerirdischer, Wal… Wir hatten vor dem Flug nichts gegessen, und das war weise, denn am Ende des 20-minütigen Fluges war mir so schlecht wie noch nie in meinem Leben. Die Nazca-Linien sind leiwand, und die Landschaft ist phänomenal. Unsere wissenschaftliche Erkenntnis? Die Menschen damals haben zu viel Zeit gehabt.


Ein weiteres Taxi brachte uns zum Friedhof von Chauchilla. Die Toten, die man hier vor 2.000 Jahren eingegraben hat, sitzen heute in kleinen Sandgruben und grinsen den Besucher fröhlich an: Sie sind nicht vollständig verwest, was auf die extreme Trockenheit der Region zurückgeführt wird. Das Lachen vergeht ihnen höchstens dann, wenn sie von Grabräubern besucht werden – die Stätte ist nicht weiter gesichert, und die in der Vergangenheit ausgestellten Grabbeigaben waren offenbar von Interesse. Abseits der Gräber inspizierte ein Hund einige Knochen, die aus dem Wüstensand ragten. Faszinierend sind neben weitgehend intakten Gliedmaßen vor allem  die teils meterlangen Dreadlocks der Toten.

 

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