Nach Santa Cruz (Bolivien)

Die Dame am Check-in-Schalter schaut auf mein Ticket. Sie schaut, und ich schwitze, denn das Ticket ist gefälscht. Wer nach Bolivien fliegt, benötigt auch ein Ticket für die Weiterreise. Und was das Weiterreisen angeht, sind wir eher flexibel.


Der Flugticket-Generator, den ich im Internet aufgestöbert hatte, war kein besonders guter gewesen. Einmal hieß es am Ticket, dass der Flug nach Peru 43.000 USD koste, beim zweiten Versuch merkte ich gerade noch rechtzeitig, dass unten am Ticket der Dateipfad angegeben war (C/Downloads/ReturnTicketGenerator). Beim dritten Anlauf wurde die Flugzeit mit „-0:05 Stunden“ angegeben. Aber der vierte Anlauf war gut genug. Die Dame vom Check-In mustert das Ticket eine ganze Minute lang und sagt kein Wort. Dann schaut sie mich an und wünscht uns eine gute Reise.


Kurz vor dem Ende der Startbahn in Madrid kann sich unser vollbesetzter Riesenflieger schließlich doch noch dazu entschließen, abzuheben. Und dann sind es nur noch elfeinhalb Stunden bis Bolivien. Von Europa gibt es genau einen Direktflug nach Bolivien, und der geht praktischerweise nach Santa Cruz. Wir müssen uns also nicht erst mühsam ins Tiefland durchschlagen, sondern kommen am südöstlichen Endpunkt unserer Reiseroute an. Gründe, um das heiße, spärlich besiedelte bolivianische Tiefland zu bereisen, gibt es genug – man zücke eine Landkarte und spitze die Ohren!


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Santa Cruz grüßt uns mit Palmen und Sonnenschein. Davon abgesehen ist es eine typische lateinamerikanische Großstadt (laut, chaotisch und hässlich), was uns aber nicht wesentlich stört. Mit etwas Intuition gelingt es mir, den Kleinbus an der richtigen Straßenecke anzuhalten, und in einer stillen Nebenstraße finden wir das Häuschen unserer Gastgeberin. Selbige ist gerade nicht zuhause, also gehen wir spazieren. Die Plaza im Stadtzentrum birgt immer noch einen gewissen kolonialen Charme, und der Pfirsichsaft schmeckt ganz vorzüglich.


Am Abend plaudern wir mit einer erstaunlichen Weltbürgerin namens Shirley: Unsere bolivianische Gastgeberin verdient ihr Geld als Modedesignerin und bereist die halbe Welt. Sie empfiehlt uns ein Pique macho, ein bolivianisches Nationalgericht, bestehend aus riesigen Mengen an Fleisch, Pommes, Gemüse und Eiern. Wir schaffen es zu zweit kaum, einen Teller aufzuessen, und die Bolivianer werden mir schön langsam sympathisch.

 

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