Mit dem Essen spielt man nicht

Ich muss hier eine alte Binsenweisheit zitieren, und zwar deshalb, weil sie sich offenbar noch nicht bei allen herumgesprochen hat. Den Supermarktketten in diesem Land scheint dieser Grundsatz jedenfalls unbekannt zu sein. Sie beschäftigen eine Armada von Angestellten, die an Schreibtischen sitzen und sich immer neue Wege ausdenken, wie sie ihre Kunden verarschen können.


Rabattpickerl zum Beispiel. Wie infantil sind die denn bitte? Man verursacht riesige Müllberge, um den Konsumenten sechs kleine Pickerl zukommen zu lassen, die man auf Produkte kleben soll, um sie dann zu einem günstigeren Preis mitnehmen zu dürfen. Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber bei mir sind die Zeiten, als ich mit meinem Pickerlalbum in die Volksschule marschiert bin, schon fast drei Jahrzehnte vorbei.


Mit „2+1-gratis-Aktionen“ und mysteriösen „Punkten“, die man kriegt, wenn man seine Daten herschenkt, möchte ich gar nicht anfangen, aber ich habe eine Idee: Wie wäre es, wenn ihr uns die Lebensmittel, die so heißen, weil man sie zum Leben braucht, einfach zu einem vernünftigen Preis überlasst, ohne uns dazu zu zwingen, bei eurem Kindergarten mitzumachen? Wer möchte sich bitte im Detail damit beschäftigen, welche Rabattaktionen mit welchen anderen Rabattaktionen kombiniert werden können, welches Produkt im Einkaufswagen das teuerste ist und für welche Produkte dieser oder jener Rabatt gültig oder ungültig ist? In meinen Augen sind diese dubiosen Psychospielchen auf dem Rücken der Konsumenten einfach nur eine riesige Schweinerei.


Genauso wie die weiteren Methoden zur Profitmaximierung im Lebensmittelbereich. Jede Menge Schreibtischtäter befassen sich mit Fragen wie der, wie man Produkte anordnen muss, damit sie von Kindern gesehen werden. Und, habt ihr eigentlich echt nichts anderes zu tun, als wartende Alkoholiker vorne an der Kassa mit kleinen Spirituosen-Fläschchen zu verführen? Wer hat euch eigentlich ins Hirn …


Nicht ganz unerwähnt lassen wollen wir auch die Preissteigerungen, die ja offensichtlich ganz und gar unvermeidlich waren, weil die Energiepreise so stark gestiegen und dann, äh … anscheinend nie wieder gesunken sind (Wobei man, was die Energiepreise betrifft, nur hoffen kann, dass die Allgemeinheit niemals vergisst, dass z.B. Wien Energie im September 2022 innerhalb der Vertragslaufzeiten eine kurzfristige Preiserhöhung durchgesetzt und wenige Tage nach Ankündigung der Strompreisbremse die Strompreise für Neukunden extrem erhöht hat).


Allerdings habt ihr diese Spiele auch schon vor dem Anstieg der Energiepreise gespielt. Ein Beispiel: Ich hab mir beim Billa Plus (damals Merkur) ab und zu ein Plastikdegerl mit Erdäpfelsalat angefüllt, das hat vor Corona 3,59 € gekostet. Während Corona war das Salatbuffet verschwunden, und als es wieder zurückkehrte, musste man das Schüsserl abwiegen und mein Erdäpfelsalat kostete 11,92 €. Als ich online nach dem Grund fragte, wurde mir erklärt, dass es am Buffet „neue, trendige Nudelsalate“ gäbe. Mir wäre kein Unterschied zu den früher angebotenen Nudelsalaten aufgefallen, aber natürlich ist damit eine Preissteigerung um mehr als 200 % gerechtfertigt, keine Frage.


Ein anderes Produkt, das ich mir bei längeren Radtouren manchmal eingesteckt habe, waren diese günstigen Schoko-Orangen-Kekse, die es in jedem Supermarkt gibt. Anfang 2022 haben die je nach Supermarkt 0,99-1,09 € gekostet, Ende 2022 waren es 1,69-1,79 €. Und billiger geworden sind sie seitdem auch nicht mehr. Wie viel Energie braucht ihr bitte, um ein paar Soft-Kekse zu produzieren?


Dieses widerliche Spiel, das durch kindische Preis-Tricksereien aller Art nur noch widerlicher wird, findet auf dem Rücken von Alleinerzieherinnen statt. Auf dem Rücken von Obdachlosen. Auf dem Rücken von uns allen. Weil die Supermärkte keine andere Wahl haben? Karl Wlaschek war zum Zeitpunkt seines Ablebens 2015 jedenfalls der drittreichste Österreicher.


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Verarscht wen anderen!
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