In den Süden

Am 13. Oktober verließen wir frühmorgens bei strahlendem Sonnenschein La Paz, um über den Altiplano ins südwestliche Bolivien weiterzureisen. Wir saßen im oberen Stockwerk des Busses ganz vorne (Die bevorzugte Sitzreihe, in die mans bei Schulausflügen fast nie geschafft hat, erinnert ihr euch?) und konnten den Stau, in den sich große Teil von El Alto tagsüber verwandeln, nochmals hautnah miterleben. Fahrzeuge und Menschen verschmolzen zu einem großen Ganzen, buntberockte Bolivianerinnen mit Hut und Kind und ihre einfach gekleideten Ehemänner mit Kapperl überquerten zwischen den langsam vorrückenden Autos recht unbesorgt die Straße.


Nach eineinhalbstündigem „Oruro“-Geschrei (Der Bus bewegt sich solange nicht aus der Stadt hinaus, bis ein mitfahrender Schreier die ganze Stadt über die bevorstehende Reise informiert hat und der Bus einigermaßen gefüllt ist) rollten wir endlich aus El Alto hinaus. Uns gegenüber saß ein Kerl, der aussah wie ein Affe und volle drei Stunden lang am Kabel seiner Ohrstöpsel herumkaute. Schließlich schleckte er das Kabel noch hingebungsvoll ab. Schon lange keinen so kranken Typen mehr gesehen.


Die Fahrt war trotzdem interessant. Zunächst begleiteten uns noch eine Zeit lang die Ziegelskelette von El Alto (Die Stadt schickt sich an, entlang der ersten bolivianischen Autobahn ins Unendliche zu wachsen), dann sahen wir nur mehr kahle Berge und Salzablagerungen.
In Oruro angekommen, ließen wir uns in einem einfachen Lokal bewirten und begaben uns danach zum Bahnhof, wo uns der Expreso del Sur schon erwartete. Der Bahnhof von Oruro befindet sich 3.706 Meter über dem Meeresspiegel.


Unsere Mitreisenden bestanden auf zugezogenen Vorhängen, weshalb wir umgehend in den Speisewagen wechselten und immer dann, wenn es den Anschein hatte, dass man uns vertreiben wollte, nachbestellten. Am Schluss konnte ich mich kaum mehr bewegen. Aber die Fahrt über den Altiplano war ein Traum. Flamingos, Salz, Wasser, Lamas, alles, was das bolivianische Herz begehrt. Kaum Menschen! Die wenigen Siedlungen, die wir auf der siebenstündigen Fahrt passierten, schienen verlassen zu sein, in einem einzigen Ort sahen wir Menschen auf der Straße. Aber auch hier blieb der Zug nicht stehen.


In der Dunkelheit kletterten wir aus dem Zug, wir waren in Uyuni: Die größte Salzwüste der Welt war zum Greifen nah. Bevor wir uns ganz auf das Abenteuer Salz einließen, machten wir aber noch einen Abstecher in die Silberhölle von Potosí und nach Sucre.
 

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