Costa Tica I

Ich sitze im „Backpackers Hostel“ in der Mitte von San José, vor mir Palmen, ein Pool und ein paar Katzen, die auf den Computern herumhüpfen. Ich bin hundemüde und das kommt wohl vom Fliegen... Drehen wir die Zeit 39 Stunden zurück. Da bin ich in Frankfurt aufgewacht, zu wunderschönen Forrest-Gump-Klängen von Sarahs Klavier einen Stock höher. Frankfurt ist toll. Abends haben mich die beiden, Sarahs Vater und sie, zum Frankfurter Flughafen gebracht für den Flieger um 23:50 Uhr nach San José. Nochmals vielen herzlichen Dank dafür!

 

Meine acht Kilo Übergepäck wurden von einer freundlichen Angestellten auf zwei reduziert und eine weitere freundliche Angestellte, die fürs Kassieren zuständig war, reduzierte die zwei Kilo Übergepäck auf eines. Zwei Minuten nach Mitternacht heulten die Triebwerke der Boeing 767 auf und 14 schöne, ereignisreiche Monate in Europa machten Platz für 13 Monate in Lateinamerika.

 

Wolfgang, ehemaliger Zivildiener in Longo Mai, und seine Schwester Ingrid waren auch im Flugzeug. Ich setzte mich neben einen beleibten Deutschen, der vor langer Zeit in die Dominikanische Republik geheiratet hatte. Er bellte die vorbeikommenden Stewardessen abwechselnd mit „Cola und Fanta“ und „Kaffee zwei Zucker zwei Milch“ an und war ansonsten recht wortkarg. Als ich nach einer langen durchwachten Nacht endlich einmal am Dösen war, wurde mir um zwei Uhr atlantischer Zeit ein Frühstück vor die Nase geknallt. Zwei Stunden später erfolgte die Zwischenlandung am menschenleeren Flughafen von Santo Domingo (Die Dominikanische Republik zeichnete sich dadurch aus, dass dort bereits um vier Uhr morgens eine Temperatur von 23 Grad herrschte).

 

Nach 13 Flugstunden bzw. 15 Stunden nach Abflug in Frankfurt setzten wir pünktlich in San José auf. Die grünen Hänge des Valle Central begrüßten uns und dann Francisco von der Jugendherberge. Auf meine Frage nach den Gurten zum Anschnallen grinste Wolfgang: „Sowas braucht man hier nicht.“ Zu den anderen Dingen, die man in Costa Rica nicht braucht, gehören Zebrastreifen, Fußgängerampeln und Hausnummern. Die Adresse des österreichischen Generalkonsulats, bei dem ich vorbeischauen sollte, lautete „50 Meter nördlich von Euromobilia, gegenüber von Oktober 54.“ Gebäude mit der Aufschrift „Octubre 54“ gab es mehrere und der Taxler, der wirklich sein Bestes für mich tat, hatte seine liebe Not, den richtigen Ort zu finden. Der richtige Ort stellte sich als der falsche heraus, denn das Generalkonsulat war im letzten Jahr umgezogen. Aber wir schafften es, der Taxler und ich, und die rund 45 Minuten im Taxi kosteten mich umgerechnet € 7, eine Summe, ob deren Höhe sich ein Tico wohl an den Kopf gegriffen hätte.

 

Eigentlich braucht man keine Taxis, aber die Busse hab ich noch nicht durchschaut... Das Netz ist dicht, Stationen und Fahrpläne sind aber größtenteils inexistent. Die Busse prägen das Stadtbild und tragen neben den fast überall fehlenden Fußgängerampeln und Zebrastreifen maßgeblich dazu bei, dass das Überqueren von Straßen in San José absolut lebensgefährlich ist.

 

An einem anderen Punkt dieser lauten, stinkenden Stadt hab ich anschließend die Sarah getroffen (Die andere Sarah, eine Mitschülerin, die sich seit Juli auf unbestimmte Zeit in der Nähe von Cartago aufhält) und wir haben zwischen Sturzfluten und Reis mit Bohnen einen vergnüglichen Nachmittag verbracht. Sarah hat mir ein Gel zur Handreinigung geschenkt – inzwischen hat die Schweinegrippe nämlich auch den Präsidenten erwischt. Costa Rica rockt... Ich schalt jetzt ab und schau zu Wolfgang und Ingrid in die Bar, die zwei wollen morgen Früh um fünf weiter nach Nicaragua.